Nach dem überraschend witzigen, aber sehr brutalen Film Becky (2020) kehrt Lulu Wilson als schwer traumatisierte Waise zurück – älter, abgeklärter, genervt vom System und immer noch überaus gut darin, böse Männer kreativ ins Jenseits zu befördern. The Wrath of Becky (oder Becky 2 – She’s Back! im Deutschen) liefert fast genau das, was man erwartet: ultrabrutale Kills und eine Hauptfigur, die den meisten Leuten lieber in den Kopf schießt und außer ihrem Hund wenige ins Herz schließt.

Böse Männer gegen selbstbewusste Teenagerin – schon wieder

Becky schlägt sich gegen das System durch, das glaubt zu wissen, was das Richtige für sie sein soll. Also läuft sie regelmäßig ihren neuen Pflegefamilien weg und lebt heimlich bei einer älteren Dame. Sie versucht, sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten und arbeitet in einem Diner – zumindest bis eine Gruppe militanter Extremisten auftaucht. Was folgt, ist eine Lehrstunde in Sachen Survival Kurs für Fortgeschrittene – allerdings mit brutal überzeichneten Tötungsarten. Die Story? Simpel. Die Motivation? Verständlich. Die Gewalt? Genau das richtige Maß an „Oh mein Gott!“ und „Okay, das war jetzt unnötig geil.“

Drehbuch: Zu gewollt und zu bemüht kindlich

Während Lulu Wilson im ersten Teil mit 16 Jahren glaubhaft die 14-Jährige mit mörderischem Ungehorsam verkörperte, spielt sie jetzt mit 19 die Rolle der überzeichnet trotzigen, aber manipulativen Teenagerin, die erst 16 sein soll– und das fällt auf. Sie wirkt reifer, tougher und nicht mehr ganz so „Oh nein, die ist ja noch ein Kind!“-mäßig wie zuvor. Hätte man die Story einfach um zwei Jahre nach vorne geschoben, wäre das Problem gelöst gewesen. Es hätte der Metzelei durch die traumatisierte, junge Frau überhaupt keinen Abbruch getan. Den Schock, wie sich ein Kind gegen brutale und kriminelle Erwachsene wehrt, kann man auf diese Weise mit dieser Schauspielerin einfach nicht reproduzieren.

Brutal, blutig, absurd und trotzdem witzig

Der Film liefert wieder brutale Kills, die so überzogen sind, dass man sich oft nicht entscheiden kann, ob man angewidert oder amüsiert sein soll. Was The Wrath of Becky an Story-Tiefe fehlt, macht er mit kompromissloser Gewalt und überdrehter Action wieder wett. Die Kills sind kreativ, blutig und herrlich absurd. Allerdings kommt der Humor nicht ganz so gut zur Geltung wie im ersten Film – ein kleiner Minuspunkt. Aber im Grunde funktioniert die Geschichte bis zum völlig unlogisch logischen Ende. Natürlich muss es so kommen, wie es kommt.

Becky ist älter und das ist voll okay

The Wrath of Becky macht genau das, was er soll: blutiges Popcorn-Kino mit einer rachsüchtigen Teenagerin, die man lieber nicht auf der falschen Seite haben möchte. Story? Mittelmäßig. Realismus? Unnötig. Unterhaltung? Durchaus. Auch wenn die Fortsetzung nicht ganz so stark ist wie der erste Teil, sorgt sie trotzdem für genügend Kopfschütteln, Lachen und „Autsch“-Momente.

Von mir 7 von 10 – gut gemeint und mit reichlich Kunstblut garniert. Beide Teile sind aktuell bei Prime Video verfügbar.