LEGO bringt mit Set 75419 einen Death Star als Diorama – für 999,99 €. Ein Kommentar über Maße, Preise und Fanfrust.
Der neue LEGO Todesstern wird bald erscheinen – aber statt einer kompletten Kugel wird es, entsprechend einiger Gerüchte basierend auf bisher unbestätigten Leaks, eine überteuerte Diorama-Scheibe geben. Ein persönlicher Kommentar zum Preiswahnsinn und zur fehlenden Detailverliebtheit von LEGO.
Als LEGO-Fan gewöhnt man sich ja an vieles: ständig steigende Preise, gelegentlich schräge Designentscheidungen – und natürlich den unvermeidlichen Hype um neue Star-Wars-Sets. Aber was jetzt mit dem kommenden Todesstern auf uns zukommt, ist selbst für hartgesottene Sammler eine kleine Überraschung.
Statt einer majestätischen Kugel erwartet uns offenbar eine flache Diorama-Konstruktion – für knapp 1.000 Euro. Ein Set, das eher wie ein XXL-Schaukasten wirkt, statt wie das ikonischste Kriegsgerät der Popkultur. Was dahintersteckt, was mich stört und warum ich es am Ende vermutlich trotzdem irgendwie mögen werde – das erfährst du in dieser Kolumne.
Lassen wir uns als LEGO-Star-Wars-Fans willenlos melken?
Laut Reddit wird das Set den vielsagenden Namen „THE DEATH STAR DIORAMA“ tragen. Bekannten Fakten zufolge sind 9.019 Teile und 38 Minifiguren enthalten – für 999,99 € UVP. Aber ein vollständiger Todesstern ist es eben nicht. Stattdessen bekommen wir eine Art scheibenförmigen Schaukasten: eine große, flache Szenerie, die mit Dioramen aus diversen Todesstern-Räumen gefüllt ist. Maße: 70 cm hoch, 79 cm breit, 27 cm tief. Und genau hier wird’s spannend – oder fragwürdig.
Dementsprechend ist weder eine Kugel, noch eine Halbkugel rechnerisch möglich bei diesen Maßen. Wenn die Breite 79 cm beträgt, müsste der Radius einer Halbkugel 39,5 cm sein. Jedoch käme bei einer Tiefe von 27 cm die Kugel lediglich auf einen Durchmesser von 54 cm – nicht 79 cm.
Ich vermute, LEGO hat sich tatsächlich von der LEGO Batman 76252 Bathöhle Shadowbox inspirieren lassen. Und so wird es wohl auch: ein flaches Diorama-Display mit mehreren Räumen, hübsch inszeniert – aber eben auch irgendwie … na ja – nicht das, was man sich bei einem Todesstern-Set dieser Größenordnung vorgestellt hat. Zumindest ich nicht.
Figurenflut statt Vollkugel
Was immerhin bereits bekannt ist: eine ordentliche Portion Minifiguren. Darunter Luke einmal als Rebell, als Jedi – und wie Han – einmal in der Stormtrooper-Uniform, was neben Leia und Chewie auf die ikonische Szene in der Müllpresse hinweist. Natürlich dürfen unsere beiden Lieblingsdroiden in diesem Zusammenhang auch nicht fehlen. Außerdem gibt es Han auch noch einmal in seinem obligatorischen Schmuggler-Outfit als Captain des Millennium Falken.
Darüber hinaus jede Menge Crew-Mitglieder des Imperiums als Besatzung des Todessterns. Was ich dabei persönlich aber überhaupt nicht verstehe: Der sogenannte Hot Tub Stormtrooper wird als einzige Figur mit dual-moulded Beinen umgesetzt. Dabei bin ich absolut überzeugt davon, dass sich auch bei zahlreichen anderen Figuren die Option für detailliertere Beine angeboten hätte. Das ist für mich eine verpasste Gelegenheit – und bei einem so teuren Set wirklich schade. Zumal wir es hier mittlerweile mit einem Preis-pro-Teil-Niveau zu tun haben, das sich längst entkoppelt hat.
Das riecht für mich persönlich nach einem 750-€-Set, das mit Gewalt auf die 1K-Preis-Schallmauer zu gedrückt werden soll. Nicht wegen der Qualität. Einfach nur, um zu sehen, wie viel Fanliebe man in Cash umwandeln kann. Wie sehr lassen sich – meiner Meinung nach – die treuesten Fans des gesamten LEGO-Portfolios noch melken?
Die Preisfrage(n): One Piece, BrickHeadz und der MOC-Markt
Was mich besonders ärgert: Im Vergleich dazu liefert LEGO bei den neuen One Piece Sets – trotz Doppellizenz mit Netflix – wieder Preise, wie wir sie vor zwei bis drei Jahren kannten. Teilepreise um die 10 Cent, neue Figuren mit aufwendigen Moulds, tolle Details – und trotzdem wirkt es halbwegs fair bepreist.
Oder beispielsweise die BrickHeadz? Immer noch in der Regel ohne Sticker, immer noch die gleiche Anzahl an Teilen, viele unterschiedliche Lizenzen – und trotzdem konstant bei 9,99 € – selbst bei Star Wars. Bei anderen Themenwelten sehen wir es seit Jahren: Die Preise werden immer höher. Stück für Stück. Jahr für Jahr.
Natürlich gibt es wirklich schöne Reihen – selbst bei Star Wars. Aber nachdem die Reihe günstig begonnen hatte, werden die Figuren immer teurer. Und es erscheint auch nicht mehr nur eine Figur pro Jahr.
- 2020: 75278 D-O – 69,99 €
- 2021: 75306 Probe Droid – 69,99 €
- 2022: 75335 BD-1 – 99,99 €
- 2024: 75379 R2-D2 – 99,99 €
- 2024: 75398 C-3PO – 109,99 €
- 2025: 75416 Chopper – 109,99 €
- 2025: 75428 Battle Droid + STAP – 129,99 €
- 2025: 75434 K-2SO – 89,99 €
Klar, das sind für mich alles wirklich schöne Sets, die sich gerade zusammen toll ausstellen lassen – keine Frage. Aber irgendwann muss man sich ehrlich fragen: Kann ich mir das tatsächlich leisten? Oder auch: Möchte ich tatsächlich so viel bezahlen?
Entsteht ein Graben zwischen Fans und Firma?
Ich bin sicher nicht der Einzige, der zunehmend das Gefühl hat, LEGO testet gerade, wie viel finanziellen Schmerz AFOLs im Allgemeinen – und vor allem LEGO-Star-Wars-Fans – bereit sind zu ertragen, bevor sie sagen: „Genug.“ Ich halte das für gefährlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der einmal das Hobby aufgibt – nicht wegen fehlender Leidenschaft, sondern wegen Preisschmerz – zurückkehrt, falls LEGO das Ruder doch noch einmal herumreißt und die Preise wieder in akzeptable Regionen senkt.
Sollten sich Fans tatsächlich abwenden, wird sich das früher oder später auch auf den Second-Hand- und Investmentmarkt auswirken. Wenn sich zahlreiche Fans in den kommenden Jahren entscheiden, LEGO den Rücken zu kehren und sich eventuell einem anderen Hobby zuzuwenden, könnte es passieren, dass sie auch ihre gesammelten Sets verkaufen – mehr oder weniger gleichzeitig. Dann kippt der Wert – und mit ihm ein ganzer Wirtschaftszweig, der auf „exklusiv“, „limitiert“ und „Fanliebe“ basiert.
Die bittere Wahrheit
Ich traue mich kaum, es zu schreiben: Ich werde das Set vermutlich trotzdem irgendwie mögen, wenn es erst einmal vorgestellt ist. Vielleicht, weil es trotz allem eindrucksvoll aussieht. Vielleicht, weil der Nostalgie-Faktor kickt. Vielleicht, weil ich einfach ein Fähnchen im Wind bin.
Ich habe aufgehört, wahllos LEGO Star Wars zu kaufen, nur weil es mir gefällt. Außer den BrickHeadz – oder ab zu mal ein Diorama, wenn es wirklich gut gemacht und zu einem halbwegs erträglichen Preis erhältlich ist. Und selbst bei den Droiden, die ich wirklich cool finde, konnte ich mich bislang zügeln.
In diesem Sinne: Möge die Vernunft mit uns sein und lasst uns in Deckung gehen. Zumindest so lange, bis der Superlaser abgefeuert wird … auf unsere Geldbeutel.
Alles Liebe
Euer Ryk
Kommentare
[…] vor allem LEGO Star Wars ursprünglich meine Lieblingsthema war, habe ich dieses, aufgrund der steigenden Kosten für immer größer werdende Sets und meiner Meinung nach schlechteren und zunehmend liebloseren Umsetzungen, den Rücken gekehrt und […]