O Morgen, du stille Schwelle zwischen Dunkelheit und Licht – wie oft birgst du die wundersamsten Wandlungen des Seins in deinem zarten Grau.

Des gestrigen Abends dunkle Hand legte sich plötzlich und erbarmungslos auf mein Haupt, als ein jäher Sturm der Pein, der gleich einem wilden Gewitter in meinem Schädel tobte. Ein Schmerz, so durchdringend und heftig, dass selbst mein Magen mit revoltierendem Groll zu antworten drohte. In meiner Not floh ich flugs zur Ruhestatt, begleitet von der lindernden Hoffnung einer Schmerztablette, und entschlief wie in einem tiefen, traumlosen Bann.

Als ich in der frühen Stunde des heutigen Morgens – exakt um 5 Uhr und 17 Minuten – erwachte, war es, als hätte sich der Sturm gelegt. Kein Schmerz mehr, nur ein leiser, doch beharrlicher Druck, der hinter meinen Augen wachte, wie ein Schatten der Nacht, der noch nicht weichen will.

Ich erhob mich, erfüllt von einer eigentümlichen Klarheit, und begab mich sogleich zur Verrichtung des Gewöhnlichen, das in solchen Momenten zur heiligen Liturgie des Lebens wird. Die Katzen – meine geliebten Gefährten durch Zeit und Raum – empfingen mich mit freudiger Inbrunst, als sei mein frühes Erscheinen ein Festtag in ihrem inneren Kalender.

Ich bereitete ihnen das Mahl, reichte frisches Wasser, und auch an Leckereien gegen das leidige Haarballenproblem sollte es nicht mangeln. Wie sanft und zugleich fordernd ihre Pfoten mich zum Kraulen drängten – nacheinander, als wollten sie einander nicht die Gunst der ersten Zärtlichkeit nehmen.

Und als ich mich dann, vom stillen Frohsinn durchtränkt, selbst mit einem kleinen Kännchen Kaffee belohnte, erfüllte die Musik des großen Frédéric Chopin meine Kammer. Seine melancholischen Klänge flossen durch die Räume wie silberner Morgendunst, der die noch schlafende Welt in zarte Wehmut hüllt.

Nun aber, da meine kleinen Hausgenossen sich wieder in stille Zurückgezogenheit gehüllt haben – satt, zufrieden und meiner Person müde –, bleibt mir nichts, als Euch, geschätzte Lesenden meines kleinen Lebensjournals, aus dieser unscheinbaren Begebenheit zu entlassen.

Ich wünsche Euch aus tiefstem Herzen einen lichtvollen Tag, erfüllt von kleinen Wundern und stillem Glück – gleichwie ihr ihn zu begehen gedenkt, ob in freudigem Müßiggang oder geschäftiger Tat.

In herzlicher Verbundenheit,

Euer Ryk

Post Scriptum: Wenn ihr euch jetzt fragt, ob ich einen an der Schüssel habe, dann kennt ihr mich einfach nur nicht gut genug. Ansonsten wäre die Frage obsolet, da ihr ohnehin bereits wüsstet, dass es so ist. Dennoch möchte ich euch nur kurz informieren, dass ich darüber nachgedacht hatte, wie die Menschen zu Zeiten von Chopin noch miteinander kommunizierten, während sie sich an unterschiedlichen Orten aufhielten und habe an die erhaltene Korrespondenz einiger Künstlerinnen und Künstler denken müssen. Das diente als Inspiration für diesen Tagebucheintrag. Vielleicht konntet ihr ja auch ein wenig schmunzeln.

P.P.S. Das Beitragsbild wurde mittels KI erstellt.