Ich habe gerade die Dokumentation „Skate Evolution“ in der ARD Mediathek gesehen, und was soll ich sagen? Ich war absolut geflasht. Diese Doku ist ein absolutes Muss. Für Männer, Frauen, Eltern, Skater, Nicht-Skater. Egal. Sie zeigt nicht nur die Entwicklung des Skateboardings als Sportart und Lifestyle, sondern sie fängt auch das Gefühl ein, das ich damals verspürte. Für mich persönlich war diese Dokumentation jedoch weit mehr als eine spannende Geschichtsstunde, sie war eine nostalgische Reise zurück in meine Jugend und eine Erinnerung an eine Zeit, die mein Leben nachhaltig beeinflusst hat.

Als Kind habe ich das Fahrradfahren schon in sehr jungen Jahren gelernt. Mein erstes Rad war ein BMX, und ich erinnere mich noch lebhaft an die Momente, in denen ich über Treppenabsätze gesprungen und durch die Straßen meiner Heimatstadt Düsseldorf gerast bin. Das BMX gab mir das Gefühl von Freiheit, von Unabhängigkeit. Ich hatte keine Angst, etwas Neues auszuprobieren, war immer auf der Suche nach Abenteuern. Doch als Ende der 1980er Jahre Skateboarding in Düsseldorf immer populärer wurde, änderte sich für mich etwas. Plötzlich wollte ich nicht mehr nur auf zwei Rädern unterwegs sein – ich wollte auch lernen, wie man auf einem Skateboard die Straßen unsicher macht.

Doch so sehr ich mich auch bemühte, ich war auf dem Deck einfach nicht talentiert. Während meine Freunde wahnsinnig schnell die Basics und später auch kompliziertere Tricks wie Ollies, Kickflips und Grinds beherrschten, kämpfte ich darum, überhaupt eine stabile Fahrt hinzubekommen. Der größte Unterschied zwischen BMX und Skateboard war für mich die Kontrolle. Auf meinem BMX fühlte ich mich unbesiegbar, ich hatte keine Angst vor Stürzen oder Hindernissen. Aber auf dem Skateboard? Schon der Gedanke daran, von einem höheren Bordstein zu springen, machte mir irgendwie Angst. Es war, als ob das Skateboard eine andere Art von Mut verlangte, eine, die ich nicht aufbringen konnte.

Trotzdem hat mich dieser neue Lifestyle, der sich um das Skateboarden herum entwickelte, tief beeindruckt und nachhaltig geprägt. Es war nicht nur das Fahren an sich, sondern auch die Kultur, die mich in ihren Bann zog. Durch das Skaten kam ich zum ersten Mal in Berührung mit Rapmusik, und schnell wurde diese Musikrichtung für viele Jahre der Soundtrack meines Lebens. Die Beats, die Texte, die unangepasste Attitüde – sie passten perfekt zum rebellischen Geist, der in dieser Zeit in mir aufkeimte.

Auch der Modestil, der eng mit der Skaterszene und der Rapkultur verknüpft war, wurde schnell Teil meiner Identität. Ich erinnere mich noch gut an meine Lieblingsklamotten: Schuhe von Airwalk, Baggys von Homeboy und alles, was es von Titus zu kaufen gab. Besonders Letztere habe ich geliebt, obwohl die Accessoires oft mit Spinnenmotiven bedruckt waren, eigentlich Tiere, die ich eigentlich nicht besonders mag. Aber der Look war einfach zu cool, um darauf zu verzichten. Der gesamte Style hat für mich nie an Reiz verloren.

Auch wenn ich es nie geschafft habe, ein Skater zu werden, und mich die Tricks überforderten, hatte ich großen Respekt vor meinen Freunden, die sich auf dem Deck wie zu Hause fühlten. Ihre Leichtigkeit und ihre unerschütterliche Ausdauer beeindruckten mich. Sie motivierten mich, immer wieder aufs Board zu steigen, auch wenn ich nach einem Sturz lieber aufgeben wollte. Und das ist vielleicht das Wichtigste, was mir das Skateboarden gelehrt hat: Die Kunst, immer wieder aufzustehen, egal wie oft man hinfällt. Eine Lektion, die weit über das Skateboard hinausgeht und auch in meinem Leben immer noch von Bedeutung ist.

Die Dokumentation „Skate Evolution“ weckte all diese Erinnerungen in mir. Sie zeigte mir, wie sich das Skateboarding seit den Tagen meiner Jugend weiterentwickelt hat und wie es heute eine weltweite Bewegung ist, die Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und Hintergründe vereint. Doch vor allem erinnerte sie mich daran, wie wichtig diese Zeit für mich war. Es war eine Zeit, die meine Persönlichkeit, meinen Geschmack und meinen Stil maßgeblich geprägt hat.

Ich kann jedem, der eine Verbindung zum Skateboarding hat oder einfach an Subkulturen interessiert ist, nur wärmstens empfehlen, sich die Dokumentation „Skate Evolution“ anzusehen. Sie ist nicht nur ein Rückblick auf die Geschichte des Skateboardens, sondern auch eine Hommage an all jene, die durch ihre Leidenschaft und ihren Mut diesen Sport zu dem gemacht haben, was er heute ist. Für mich war es eine Reise in meine Vergangenheit. Und vielleicht versuche ich es ganz ohne Tricks nur zum Cruisen eines Tages mal mit einem Longboard. XD